Was ist Denken?
Stellt man sich der Frage, wer man eigentlich ist und recherchiert diesbezüglich ein bisschen, trifft man zwangsläufig auf die Aussage „Ich denke also bin ich.“ vom Philosophen René Descartes. Um zu verstehen, wer man ist, sollte man sich also auch fragen was das Denken eigentlich ist.
Vorangehend lassen sich einige Aussagen zum Denken treffen, denen vermutlich zumindest die meisten von uns zustimmen würden:
- Beim Denken verarbeite ich Informationen.
- Das Denken hilft mir Lösungen für komplexe Aufgaben zu finden.
- Ich denke zu viel.
- Ich denke häufig unbewusst.
- Was mich ausmacht ist nicht nur das Denken.
- Denken tue ich mit meinem Gehirn.
- Ich kann mir beim Denken zuhören.
- Denken und Fantasie scheinen etwas miteinander zu tun zu haben.

Verarbeitung von Informationen
Soweit so gut. Ich glaube, der erste Punkt ist ein guter Ansatz. Mit dem Begriff „Denken“ beschreiben wir verschiedene kognitive Prozesse. Das kann z.B. das Abrufen, das Bewerten und Verknüpfen von Informationen, sowie das Treffen von Entscheidungen beinhalten. Dabei arbeitet unser Gehirn jedoch nicht wie ein Computer, wobei Informationen nicht wie auf einer Festplatte gespeichert werden. Ruft unser Gehirn beispielsweise eine Information ab, geschieht dies nicht für sich separiert. Stattdessen arbeitet unser Gehirn stets mit vielen Verbindungen zu unterschiedlichen Informationen.

Werfe ich beispielsweise den Begriff „Eis“ in den Raum, hat jede und jeder eine andere Vorstellung davon. Die eine Person denkt dabei vielleicht an Eiscreme in einer Waffel, die andere an einen zugefrorenen See, die andere an Eiswürfel und so weiter. Auch ein Geschmack, eine Erinnerung, ein Gefühl oder ein Ort kann dabei mit abgerufen werden.
Die Verarbeitung einer einzigen Information ist daher also nicht möglich. Unser Gehirn arbeitet stets mit mehreren Informationen gleichzeitig.

Logik und Gefühle beim Denken
Beim Verarbeiten kommen verschiedene kognitive, logische Operatoren wie z.B. und, oder, ohne sowie wenn-dann zum Einsatz. Auch das Vergleichen und das Bewerten von Informationen zählt unter diese Verarbeitung.
Doch Logik alleine reicht nicht aus. Gerade bei der Bewertung von Informationen sind auch unsere Gefühle unabdingbar! Sie definieren in unseren virtuellen Welten des Geites eigene Wahrheiten. Sie ermöglichen uns die körperliche Verbindung zwischen der realen und unserer virtuellen Welt.

Wir können schwierige Aufgaben lösen
Nun haben wir uns das Denken ja nicht ausgedacht. Das Denken ist ein Ergebnis der Evolution. Ein bewehrter Vorteil, wenn es ums Überleben geht und seine Art zu erhalten. Durch das Denken handeln wir nicht mehr nur instinktiv sondern können uns Strategien überlegen, bevor wir sie anwenden. Und das ist ja noch nicht alles! Mit Zuhilfenahme der Logik und Schrift können wir sogar die Wahrheit von hochkomplizierten Kausalitätsketten beweisen, die uns helfen solch komplexe Aufgaben zu meistern, die wir mit unserem bloßen Verstand niemals in der Lage wären zu begreifen oder gar zu lösen. Dadurch ist es uns beispielsweise auch möglich Computer zu bauen, auf deren Ergebnisse wir uns verlassen können.

Der Unterschied zu einem Computer
Was aber ist es, das unser Denken von der Informationsverarbeitung eines Computers unterscheidet?
Ich denke, dass es wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass auch das Denken bei uns kein singulär auftretendes Phänomen ist. Da das Bewerten von Informationen ein großer Bestandteil beim Denken ist, spielen auch unsere Gefühle eine sehr wichtige Rolle.
Im Gegensatz zu einem Computer arbeitet unser Gehirn nicht in fest vorgegebenen Routinen. Die Verbindungen zwischen den Informationen sind dynamisch. Sie können sich erhärten oder abschwächen. Es können logische aber auch unlogische Verbindungen entstehen. Wir schaffen uns eigene virtuelle Welten, in denen wir mit „try and error“ Lösungswege ertasten die hoffentlich funktionieren, wo wir aber auch Falsches als wahr definieren können.

Getoppt wird das Ganze von unserem Bewusstsein. Der Fähigkeit nicht nur Informationen innerhalb eines zielorientierten Prozesses zu verarbeiten, sondern auch diesen Prozess als solchen zu verstehen, in Frage zu stellen und darüber hinaus in der Summe aller kognitiven Prozesse unseren Verstand als solchen zu erkennen.
Zusammengefasst ist also der Unterschied zu einem Computer, dass unsere Art der Informationsverarbeitung nicht geradlinig sondern sehr dynamisch, oft in mehrere Richtungen gleichzeitig erfolgt und von Gefühlen sowie dem eigenen Bewusstsein beeinflusst wird.
In den allermeisten Fällen arbeitet unser Verstand jedoch unbewusst. Sich permanent über sein eigenes Denken bewusst zu sein, würde viel zu viel Energie verbrauchen. Wie alles in der Natur ist schließlich auch unser Gehirn darauf ausgelegt möglichst energiesparend zu arbeiten. Darum ist es energietechnisch sinnvoll, sich nicht immer bewusst im Hier und Jetzt zu befinden. Das spart Energie.

Nun ist unser Gehirn darauf aus die eingehenden Informationen verarbeiten zu wollen. Doch ist die Menge an eintreffenden Informationen enorm hoch!
Im Sinne des Energiesparens und unser Bewusstsein nicht ständig mit den ganzen „Kleinigkeiten“ zu belästigen, macht es die Verarbeitung der meisten Informationen im Hintergrund. Fernab von unserem Bewusstsein.
Doch manchmal kann es passieren, dass wir uns z.B. urplötzlich an etwas erinnern oder uns eine Lösung für ein Problem einfällt. Es scheint also wichtig zu sein, von Zeit zu Zeit dem Verstand eine Pause vom Informationsinput zu gönnen, um mit der Verarbeitung nachzukommen.
Darum brauchen wir auch unseren Schlaf. Auf der Suche nach möglichen Verbindungen spielt unser Gehirn dann mit den Informationen, wobei auch unsere Fantasie zum Zuge kommen kann. Dann träumen wir.

Es ist schon erstaunlich, teils vielleicht sogar erschreckend, wie viel unser Gehirn in der Abwesenheit unseres Bewusstseins zu leisten vermag. Es findet Verbindungen zwischen Informationen, bewertet sie, arbeitet von Zeit zu Zeit hochkonzentriert an der Lösung von Aufgaben, wie z.B. beim Autofahren, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Wir machen das einfach…
Dabei tut sich an dieser Stelle wieder die Frage auf, wer bin ich eigentlich? Und habe ich einen freien Willen?
Ich würde behaupten, dass diese mit zu den größten Fragen in der Philosophie zählen.
Bevor man sich ihnen jedoch widmet, wäre es zu empfehlen, sich zunächst mit vorangehenden Fragen zu beschäftigen wie z.B. was ist Existenz? Was ist eine Information? Oder was ist Intelligenz?

Meine Definition vom Denken
- Mit dem Begriff „Denken“ verbinden wir Menschen vielerlei kognitive Prozesse in unserem Verstand die der Informationsverarbeitung dienen. Informationen werden dabei nicht geradlinig sondern dynamisch und in mehrere Richtungen verlaufend verarbeitet, währenddessen die Informationen von unseren Gefühlen bewertet werden. Aufgrund dieser Dynamik und des „Ertastens“ möglicher Lösungswege erschließen sich uns Möglichkeiten, die zwar vielleicht in unserem Geist, jedoch nicht immer in der Realität umsetzbar sind. Damit erfahren wir Kreativität, Vorstellungsvermögen und Fantasie was uns einen evolutionären Vorteil gewährt, wenn es z.B. darum geht Strategien zum Überleben zu entwickeln.
Weiterführende Fragen