Was ist Wahrheit?

Zunächst einmal ist „Wahrheit“ nur ein ein Wort. Ein Wort, das wir Menschen mit einer Bedeutung verbinden. Da dieser Begriff jedoch nicht absolut und in Stein gemeißelt ist, scheinen wir Menschen oft sehr subjektiv zu entscheiden, was wahr ist und was nicht. So behaupten manche von uns, Cookies sei die aller beste Eissorte, Fahrrad zu fahren sei gut, das wichtigste im Leben sei Geld, 1+1 sei 2, mit Heilsteinen ließen sich Krankheiten heilen, Pflanzen könnten miteinander kommunizieren oder der Mensch sei wichtiger als alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten. Was davon ist wahr und was nicht?

Definition von Wahrheit

Wir Menschen sind schon stark von uns eingenommen. Wir erleben uns schließlich auch selbst als den Mittelpunkt der eigenen Welt. Jede und jeder von uns ist das zentrale informationsverarbeitende System, das unmittelbar die eigenen Wahrnehmungen verarbeitet und aus den unzähligen logischen Verbindungen der Synapsen in unserem Gehirn ein Ichbewusstsein entwickelt hat.

Dabei sind wir keine authistischen Maschinen, die stets vollständig plausible Prozessketten in der Informationsverarbeitung benötigen, um Entscheidungen zu treffen. So müssen wir z.B. nicht bis ins aller kleinste Detail wissen, wie die mechanischen und elektrischen Abläufe eines Autos funktionieren, wie sich die Eigenschaften dessen Quanteteilchen auf den Makrokosmos auswirken oder dessen bloße Existenz zu erklären ist, um zu wissen, dass wir ihm besser aus dem Weg gehen, wenn es auf uns zugerast kommt.

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Nein, wir sind emotionale Wesen die in erster Linie nach unseren Gefühlen entscheiden. Doch dieser Mangel an vollständigen Informationen kann zu Wahrnehmungen führen, die möglicher Weise der Logik widersprechen, sich aber dennoch wahr anfühlen. So ist man früher davon ausgegangen, dass Blitze von Göttern erschaffen werden oder sich die Sterne um die Erde drehen. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, was Wahrheit ist, müssen wir also höllisch aufpassen, unser Gefühl möglichst aus dem Spiel zu lassen.

Aber wo sollen wir beginnen? Um den, hoffentlich gleich folgenden, Argumenten Stabilität zu verleihen brauchen wir ein festes Fundament.
Wovon können wir also felsenfest behaupten, dass es wirklich wahr ist?

… Puh!

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Gott sei Dank, bin ich nicht der erste Mensch, der sich darüber Gedanken macht. So hat z.b 1641 René Descartes folgendes behauptet: „Ich denke, also bin ich.“ Ein Satz, der sich nicht nur richtig anfühlt, sondern auch in sich logisch ist. Aufpassen! Da kommt das Gefühl schon wieder! 🙈

Um die Aussage objektiver zu halten, könnte man den Satz abändern in: „Ich denke, also ist da etwas.“
Auch dass „Ich denke“ lässt sich abändern in „Informationen werden verarbeitet“. Da das Verarbeiten von Informationen die Existenz von Informationen als solche voraussetzt, haben wir an dieser Stelle den logischen Beweis: Etwas (Informationen) existiert = etwas existiert.

Existenz ist nicht nichts

Diese Aussage ist also wahr. Aber wie kommen da darauf? Weil sie den Axiomen der Logik entspricht. In diesem Fall „ist gleich“ bzw. „Wenn – Dann“. (Was es mit dem Begriff Logik auf sich hat, habe ich in diesem Artikel geschrieben.)

Weiter mit unserem Thema …
An dieser Stelle lässt sich folgende Vermutung äußern: die Möglichkeiten, die sich durch die Axiome der Logik ergeben sind wahr. Bilden sie vielleicht sogar den ganzen Raum der Wahrheit?

Existenz ist nicht nichts

Wie sieht es denn mit der Realität aus? Also mit der physischen Realität, die Welt, wie wir sie erleben? Hier finden sicherlich nicht alle Ergebnisse der Logik auch Anwendung. Beispielsweise können wir Objekte nicht unendlich schnell beschleunigen oder in unendlich kleine Teile zerlegen. Hier wird die Realität von den Naturgesetzen begrenzt. Auch gibt es in der Mathematik einige Konzepte, die vielleicht berechenbar sind, die auf die Realität jedoch nicht zutreffen.

Existenz ist nicht nichts

Z.B das Banach-Tarski-Paradoxon. Es besagt, dass es möglich ist, eine Kugel in endlich viele Teile zu zerlegen und diese Teile so zu verschieben und zu drehen, dass daraus zwei identische Kugeln entstehen, die sich von der Originalkugel nicht unterscheiden lassen.

Oder Hilberts Hotel: Dies ist ein Gedankenexperiment, das zeigt, wie man unendlich viele Gäste in einem bereits voll besetzten Hotel unterbringen kann, indem man sie in verschiedene Zimmer verschiebt. In der Realität wäre die Umsetzung jedoch unmöglich.

Existenz ist nicht nichts

Solche mathematischen Konzepte können theoretisch korrekt und logisch schlüssig sein, aber sie müssen nicht unbedingt der physikalischen Realität entsprechen. Dies verdeutlicht, dass es einen Unterschied zwischen die mathematischen Möglichkeiten und der praktischen Realität gibt. Der mathematischer Raum basiert auf den Regeln und Axiomen des mathematischen Systems, während die praktische Realität durch physikalische Gesetze und Einschränkungen definiert wird. Im Gegensatz zur Mathematik / Logik ist also unsere Realität praktischen Einschränkungen unterlegen.

Es scheint also so zu sein, dass nicht alle Wahrheiten auf die Realität zu treffen. Andersherum hingegen schon. Da die Naturgesetze, welche den Regeln der Logik unterlegen sind, den Raum unserer Realität beschreiben / dessen Spielregeln sind, können wir behaupten, dass die Realität eine Teilmenge der logischen Wahrheit bildet.

Existenz ist nicht nichts

Meine Definition von Wahrheit

Meine Definition von Wahrheit:
Wahrheit ist der Raum an Möglichkeiten, den die Axiome der Logik erlauben.
Als „wahr“ wird also eine Gegebenheit dann betitelt, wenn sie den Axiomen/Regeln der Logik entspricht.

Weiterführende Fragen

Ergänzung:
Das Leben muss nicht das Universum als solches komplett verstehen, um leben und Entscheidungen treffen zu können. Das Leben braucht dazu nur ein gewisses Maß an bereitstehenden Informationen. Der Mangel an Informationen und/oder das Fehlen von deren Verknüpfung kann Lebewesen, wie uns Menschen auch, glauben lassen, dass Dinge wahr sind, obwohl sie eigentlich falsch sind.
Z.B. die Erde sei eine Scheibe oder Ionenarmbänder helfen die böse Erdstrahlung von einem fernzuhalten 🙈

Auch fehlerhafte Verknüpfungen von Informationen können zu falschen Annahmen führen. Aufgrund dieser, ich nenne es mal zusammengefasst „Fehlinformationen“, können Menschen Vorstellungen von Wahrheiten entwickeln, die eigentlich falsch sind.

Existenz ist nicht nichts

Zum Schluss noch eine Idee, um an unserem Gedankenkonstrukt von Wahrheit zu wackeln: „Ich denke, also bin ich.“ Damit hatten wir den logischen Beweis erbracht, dass Existenz existiert. Da wir damit einen, auf die Realität bezogenen, Fall mit Hilfe von Logik beweisen konnten, haben wir eine Verbindung von Wahrheit und Realität herstellen können. Jetzt kommts: …

Wenn die Realität den logischen Aktionen unterworfen ist, wie kann es dann sein, dass es uns überhaupt gibt? Wir wissen, dass es für jede Reaktion eine vorherige Aktion bedarf. Auch diktiert uns die Logik das Null ungleich 1 ist. Oder anders ausgedrückt „Von Nichts kommt nichts“. Da wir also in einem Universum mit kausalen Prozessketten existieren, müssen wir eigentlich zu dem Schluss kommen, dass es uns gar nicht geben dürfte. Selbst wenn es vor dem Beginn des Universums etwas anderes gegeben haben sollte, muss man auch da fragen dürfen, was davor war und so weiter. Dies gilt auch für die Überlegung, dass wir in einer Simulation leben sollten. In diesem Fall müsste es aber auch einen Simulator geben. Und wo kommt der dann her?

Existenz ist nicht nichts

Nun sind wir leider in einem abgeschlossenen Universum, aus welchem wir nicht herauszusehen vermögen. Auch können wir nicht sagen, was vor der Existenz unseres Universums war. Damit bleibt uns nur die Feststellung:

Die Existenz als solches ist ein Wunder.
Vielleicht das Wunder überhaupt!

Existenz ist nicht nichts

 

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